Anfang 2020 gab es einen Tag, an dem ich mich an das Café Green erinnerte, dieses Lokal, das rund 30 Jahre zuvor in einem breiten Schlauch rechts vom Schwimmbadeingang an der Grünstraße eröffnet hatte, und dabei dachte ich, wie aufregend es doch gewesen war, von innen durch die großen Scheiben nach draußen zu gucken und dabei ein Bier in der Hand zu halten, denn meine Freunde und ich, wir waren erst 20 oder 21 oder 22, während die meisten anderen Gäste fünf bis zehn Jahre älter waren, und so hatten wir vorher immer ein wenig Angst, an der Tür abgewiesen zu werden, und als wir dann drin waren im Café Green, waren wir zwar ein wenig stolz drin zu sein, hatten aber auch gar nicht so wenig Angst, dass die anderen sofort merken würden, dass wir nicht wirklich dazu gehörten, weil wir ja viel jünger und wahrscheinlich auch weniger cool waren, aber vielleicht haben wir auch zu viel über so etwas nachgedacht damals, und ehrlich gesagt, kann es sogar sein, dass nur ich es gewesen bin, der sich diese Sorgen machte, jedenfalls dachte ich in dem Moment, als ich mich an das Café Green erinnerte, man müsste das eigentlich mal aufschreiben, also, dass es mal ein Café Green an der Grünstraße gegeben hat, weil sich sonst – sagen wir mal in weiteren 30 Jahren – niemand mehr an das Café Green erinnern würde, und als ich dann begann über das Café Green zu schreiben, erinnerte ich mich natürlich auch an das Café Citrus, das ein paar Jahre später ein paar Häuser weiter aufmachte, und wo ich schon mal dabei war, erwähnte ich natürlich auch den Club Fact, der gegenüber vom Citrus eröffnete, und spätestens dann war klar, dass in dem Text auch die Clubs Ars Vivendi und La Rocca nicht fehlen durften, also begann ich auch die Grünstraße-Erinnerungen anderer Menschen zu sammeln, ich sammelte und sammelte, und schließlich stand da im März 2020, als alle noch dachten, Corona wäre nach ein paar Monaten wieder vorbei, eine Art Grünstraßen-Chronik der Neunziger Jahre in der Zeitung, und wenn mich heute einer fragen würde, was für ein Bild ich spontan vor Augen habe, wenn ich an das längst nicht mehr existierende Grünstraßen-Nachtleben denke, so wäre es das hell leuchtende Café Green an einem lauen Sommerabend, wenn die Schiebefenster geöffnet wurden und die Gäste im Rahmen standen oder saßen und zuweilen laut lachten und die Grünstraße so mediterran leuchtete wie Rimini oder Barcelona, zumindest ein bisschen …
Meine Grünstraßen-Kolumne aus der Westdeutschen Zeitung ist hier nachzulesen.
Hi Seb,
immer wieder schön zu lesen um die „Vergangenheit“ wieder aufleben zu lassen. Nun geh ich ganz, ganz schnell auf die 50 zu und manchmal – wenn ich in die sentimentale Ecke rutsche – vermisse ich die „alte Zeit“. Altersbedingt sind wir ja leider auf dem Rückweg. Wenn aber beim lesen deiner „Erinnerungsartikel“ der ein oder andere Seufzer, hin und wieder ein „Ach ja …“ kommt, dann muss man schon sagen: Es war auch eine verdammt coole Zeit!
Viele Grüße
Christian
Hi Christian, danke für die nette Rückmeldung 🙂 Ich sag mal so: Es ist ein großes Glück, dass wir diese schöne Zeit miterleben dürften.
Viel Grüße,
s.