Wie aus einer einsamen „Parkbank“ ein lokaler Instagram-Star wurde.
Die Geschichte beginnt am 2. Juni 2018, an der Straße Am Steinebrück. Mein Nachbar Daniel Kasimirowicz fotografiert mit dem Smartphone eine „Parkbank“. Wobei diese „Parkbank“ nicht in einem Park steht, sondern an der Grenze zwischen Itter und Himmelgeist, am Rande des Gehwegs. Um die Bank herum wuchert Gras, im Hintergrund erstreckt sich ein Getreidefeld. Rund 200 Meter Freiluftschneise liegen hier zwischen den beiden Düsseldorfer Staddteilen, die eigentlich eingemeindete Dörfer sind.
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Manchmal pausieren die Bewohner der nahe gelegenen Seniorenresidenz auf der Bank. Und seit gegenüber die kleine Eisdiele Gianni Gelato eröffnet hat, macht die Bank von Frühling bis Herbst auch mit dem einen oder anderen Eis-Esser Bekanntschaft. Meistens jedoch spazieren die potenziellen Bankbenutzer vorbei. Viele zieht es von Holthausen kommend durch Itter nach Himelgeist, Richtung Rhein. Manche wohnen um die Ecke und sind in Eile, auf einem alltäglichen Weg von A nach B. Wieder andere haben lediglich ihr Auto vor der Bank geparkt oder führen ihren Hund aus. Und die meisten Kinder, die hier auf dem Weg zur Grundschule und zurück vorbeirollern oder vorbeilaufen, haben das Parkbank-Alter noch gar nicht erreicht.
Kurzum: Die Bank in Itter ist einsam. Wäre sie ein Mensch, so würde sie womöglich die Sinnfrage stellen: Ich bin doch da für euch, warum schätzt ihr mich nicht?
Nachdem er das Foto genacht hat, markiert Daniel am besagten Tag im Sommer 2018 mein Insta-Profil – und fragt: Lust auf ein #ItterBankBattle?
Was er meint: Fotos dieser Bank machen und mit dem genannten Hashtag bei Insta posten. Einzige „Regel“: Die Bank (oder ein Teil von ihr) muss mit auf dem Bild sein. Daniels Idee gefällt mir, wir legen los.
Fortan liefern wir uns einen augezwinkernden „Wettkampf“, mal posten wir beide mehr oder weniger regelmäßig neue Fotos, mal gibt es wochenlang Leerlauf, so oder so ensteht im Laufe der Monate eine kleine Bank-Chronik. Bei Regen, bei Sonne. Morgens, mittags, abends. Schwarz-weiß oder in Farbe. Manchmal mit einem vorbeihuschenden Fahrrad oder Moped am Bildrand. Manchmal gar mit sitzenden Menschen auf der Bank. Nur Fotos im Schnee fehlen, aus naheliegenden Gründen …
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Was sich immer wieder ändert, ist der Horizont. Der Horizontblick reicht weit in das Naturschutzgebiet Himelgeister Rheinbogen hinein, über Felder und Wiesen und Sträucher hinweg, eingerahmt von Bäumen und Häusern, und er ist ein Geheimtipp. Je nach Jahreszeit, Wetter und Bepflanzung des Feldes bietet er immer neue Ein- und Ausblicke. #Cloudporn trifft #Horizont trifft #ItterBankBattle.
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Eigentlich müsste die Bank anderherum stehen: Dann sähe man als Bank-Sitzer nicht den vorbeifahrenden Verkehr, sondern den #ItterBankBattle-Horizont. Allerdings wäre sie mit dem Rücken zur Straße auch nicht mehr so fotogen. Ganz langsam bekommen auch andere von der Aktion Wind, entdecken den Hashtag und posten ihre Bank-Fotos. So soll es ein: Das #ItterBankBattle ist eine Foto-Spaßaktion für alle.
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Der bisherige Höhepunkt ist ein Artikel in der Rheinischen Post, der parallel auch in der Westdeutschen Zeitung erscheint und im Januar 2021 das #ItterBankBattle vorstellt. Überschrift:
Schräge Kulturidee in Düsseldorf-Itter. Eine einsame Bank geht bei Instagram viral.
Seit die Zeitungsartikel erschienen sind, sprechen einige von der „berühmtesten Bank Düsseldorfs“, und womöglich haben sie Recht: Inzwischen postet ein gutes halbes Dutzend Instagramer Fotos von der einsamen Bank in Itter. Daniel und mir wurden sogar Bank-Fotos zugeschickt von Leuten, die kein eigenes Instagram-Account haben, damit wir diese posten, und immer öfter wird das #ItterBankBattle auch in Instagram-Stories erwähnt. Sogar die ersten „Promis“ haben sich blicken lassen: Bernie Sanders war da, ebenso Tom Hanks, Audrey Hepburn und Aleksandar Ristic. Und nur eine halbe Stunde, nachdem der Post mit dem legendären Fußballtrainer online war, wehte für kurze Zeit die Fortuna-Düsseldorf-Fahne auf der Bank. Ach ja, Schneefotos gibt es seit diesem Winter auch …
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