Die Mata-Hari-Passage an der Flinger Straße in den 1980er Jahren. Foto: Stadtarchiv

Düsseldorfs meistvermisster Erinnerungsort der 1980er

in Düsseldorf/Popkultur/Zeitungskolumne

Ende 1972 eröffnet war die Mata-Hari-Passage in Düsseldorf so etwas wie die Blaupause einer urbanen Einkaufspassage in Deutschland. Im Jahr 2002 war Schluss, und ein Großteil der Verkaufsflächen wurde ab 2006 von Burger King übernommen. Aktuell habe ich dazu eine Kolumne geschrieben und ein Interview geführt. Plus: Extra-Fotos.

In Rahmen einer „Sammelgeschichte“ über verschwundene Orte wie das Funkhaus Evertz, das Buchhaus Stern-Verlag oder Spielwaren Lütgenau habe ich mich Ende 2018 in meiner Kolumne für die Westdeutsche Zeitung schon einmal mit der Mata-Hari-Passage zwischen Hunsrückenstraße, Bolkerstraße und Flinger Straße beschäftigt (hier nachzulesen).

Aktuell habe ich eine Kolumne bei VierNull komplett der Passage gewidmet:

Mata-Hari-Passage-Geschichten zwischen Popkultur und Heinrich Heine: Welche Spuren der 2002 geschlossenen Mata-Hari-Passage lassen sich heute noch ausmachen? Unser Autor hat sich auf die Suche begeben – und ist dabei unter anderem auf 80 Backsteine aus dem 18. Jahrhundert und eine Büste gestoßen. (hier nachzulesen).

Hier noch zwei Extra-Fotos (Copyright Rudolf Müller) aus dem Jahr 2006, die den Bereich des „Heine-Brunnens“ sowie die Heine-Büste in der Passage zeigen, bevor er abgerissen wurde. In diesem Teil der „Mata Hari“ befand sich einst das Geburtshaus Heinrich Heines (im Hinterhaus).

Heine Brunnen mata Hari PassageHeine Brunnen Mata Hari Passage

Dieselbe Büste steht heute in der Literaturhandlung Müller & Böhm, auf einem neuen Sockel, der wiederum … Aber das steht alles in der Kolumne 😉

Litertaturhandlung Müller & BöhmHeine Büste Müller Böhm

Anbei noch ein weiteres Extra-Foto, für das in der Kolumne kein Platz mehr war. Es zeigt ein vom Künstler Hansa Wißkirchen auf einer Original-Fliese aus dem legendären Ratinger-Hof verewigtes Kunstwerk, zu sehen an der Wand gegenüber der Kasse von Müller & Böhm im Heine-Haus an der Bolkerstraße.

Kunstwerk von „Hansa“: Fliese aus dem Ratinger Hof. Foto: Rudolf Müller

Welche Verbindung zur Mata-Hari-Passage diese Fliese im weitesten Sinne hat? Das ist in meiner oben verlinkten Mata-Hari-Kolumne nachzulesen. Sie steht wie alle Beiträge bei VierNull hinter einer Bezahlschranke, ab 8 Euro im Monat (jederzeit kündbar) oder im Einzelkauf (2 Euro pro Artikel).

„VierNull ist ein Portal für besonderen Journalismus aus Düsseldorf und über Düsseldorf. Wir berichten unabhängig, konstruktiv und werbefrei über Politik, Umwelt, Wirtschaft – und die bunte Welt dazwischen.“ (mehr dazu hier).

Interview über die Mata-Hari-Passage

Außerdem habe ich mich ausführlich mit Christian Schröer unterhalten: „Die Mata-Hari-Passage war ein Kleinod.“ Christian Schröer hat 20 Jahre in Düsseldorfs meistvermisster Ladenpassage gearbeitet. Im Interview erzählt er Insider-Geschichten von schrägen Szene-Vögeln, der „Superkundin“ Whitney Houston, einem straßenbahnfahrenden Mops und von Handschellen, bei denen die Schlüssel fehlten. (hier nachzulesen)

Und als kleiner Bonus für „Mata-Hari-Passage-Spezialisten“ hier noch eine Skizze, die auf Basis der Erinnerungen von Christan Schröer entstanden ist. Gerne teilen und Korrekturen/Ergänzungen zu den einzelnen Ladenlokalen kommentieren, die natürlich in 30 Jahren häufig von neuen Mietern „bespielt“ worden sind. D.h.: Die Liste ist selbstverständlich nicht vollständig Die Durchnummerierung ist keine „offizielle“ von damals, sondern nur zur besseren Übersicht da. Wenn bei einer Nummer nur ein oder zwei Läden stehen, bedeutet das nicht, dass es dort im Laufe der Jahre keine weiteren Mieter gab. Und: Es besteht kein Anspruch, dass diese Erinnerungsskizze die exakten Größenverhältnisse der einzelnen Lokale etc. widerspiegelt.

Jedenfalls: Wenn in weiteren 30 Jahren mal jemand einen historischen Roman über das Düsseldorf der 1980er schreiben möchte, kann der Plan ja als Grundlage dienen

  1. Coast
  2. Kinder-Boutique
  3. Petra Glatz
  4. Damen-Boutique (Mutter von Jazzy von Tic Tac Toe) / PAN
  5. M. Beckman
  6. Studio 33 / Soundsgood
  7. Superstar (Heinz Cremer)
  8. HOM Shop
  9. Brigitte Querl
  10. Heidis Second / Tattoo-Laden
  11. Parfümerie Sierl
  12. Su und Gerd
  13. Ginas Schuhboutique / Donas
  14. Tribes
  15. Haar-Profi / Bijou Brigitte
  16. Schmuckladen
  17. Die 2 Schuhe
  18. Brigitte Berx
  19. Kempgens Classic / Friseur Pascal
  20. Fiorucci
  21. Ulis Lederladen / Piep / Superstar
  22. Mytho / Videothek
  23. Mafalda
  24. Biba Pariscop (auch Eingang zur Hunsrückenstr.)
  25. Buzios (Highheels, Schuhe)
  26. Nail Style / Mary Stroo
  27. Lydia Arte / KF Hundesalon

Im Haus Bolkerstr. 57 Befand sich (neben dem Heine-Haus Nr. 53) in einem „eigenen“, von der Passage getrennten Ladenlokal zunächst die Mata-Hari-Boutique (C. Zerfass), später die Eisdiele Häagen-Dasz (im Plan Feld 28). Heute residiert in dem Haus das Frittenwerk.

In den 1980ern kamen zum Haupteingang an der Hunsrückenstraße die Durchbrüche zur Flinger Straße (Anfang der 1990er wieder geschlossen) und zur Bolkerstraße hinzu. In den 1980ern gab es auch eine Tiefparterre (Treppe im Gang Richtung Flinger Straße): Änderungsschneiderei, Schlüsseldienst, Reinigung, Bio-Saft-Bar,

10 Comments

  1. Jetzt lebe ich schon seit 27 Jahren nicht mehr am Niederrhein und bin leider höchstens einmal im Jahr auf Familienbesuch. Das von der Mata Hari Passage wusste ich überhaupt nicht, ist mir völlig entgangen und aufgefallen, auch wenn ich mal besuchsweise durch die Stadt getingelt bin. Irgendwie schon ein beklemmendes Gefühl, das zu lesen. Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, als ich als Jugendlicher teilweise mit meinem Fahrrad von Ratingen aus in die Altstadt gefahren bin, um mir im Soundsgood Platten zu kaufen. Diese Passage war immer irgendetwas besonderes.

    • Hi, herzlichen Dank fürs Teilen dieser Erinnerung. Bei Soundsgood habe ich auch die eine oder andere Maxi gekauft. Und ich habe, wenn ich den Namens des Ladens höre, immer diese Acid-Smilies vor Augen 🙂

      • Hallöchen, jetzt habe ich leider zu spät festgestellt, dass ich durch das Diktieren in meinem Feedback unschöne Fehler eingearbeitet habe. Klingt etwas, naja, bescheiden. Darf gerne korrigiert werden. Ja, mit den Smilies da hast du vollkommen Recht. Ich habe sogar noch in der Tat diverse Smilie-Vinyls aus dem Soundsgood bei mir im Keller. Die Mata Hari Passage war für mich irgendwie immer etwas Mystisches, immer so etwas von ein wenig Subkultur und ein wenig abtauchen von draußen. Aber auch erst vor kurzem das von dem Tor 3 erfahren. Gibt es ja anscheinend in dieser Form auch nicht mehr (wieso viele andere Dinge leider auch nicht mehr). Hab ich auch so geniale Erinnerungen daran. Ist schon interessant: da wohnt man seit einer halben Ewigkeit nicht mehr am Niederrhein, aber irgendwie vergisst man seine Wiege dann doch nicht. Ich würde gerne einmal, und sei es nur virtuell, durch die Altstadt laufen wie sie Mitte der Neunziger ausgesehen hat mit all ihren Läden. Und noch etwas: mir fehlt das Altbier hier in Heidelberg so sehr!

  2. Hallo,
    ich schließe mich euch an und teile die Erinnerung noch an die 94-96er Jahren mit euch.
    Wir zwei Hobby-Dj’s kamen aus der Nähe von Köln und besuchten das Sounds Good.
    Hier wurden wir noch persönlich u. nett von Dieter und Wilfried bedient.
    Es gab immer nette Smalltalks u. natürlich bestes Vinyl an Housemusic incl. eigener Sounds Good Rec. Kreationen.
    Die Mata-Hari-Passage, sowie das Umfeld der Altstadt war lebendig.
    Schade heute… ich erinnere mich gerne bei einer Platte: Lost Tracks – TV Heaven ( made in Düsseldorf !)
    Danke.

  3. TOR3 hat Bernie Lewkowicz in den 80ern aufgemacht, ’ne Fabrikhalle mit nix drin auf der Ronsdorfer.
    Anfangs Palettenbar Chic und bratlaute Bässe, dass die Fenster nur so gescheppert haben, mit so 2000 Leuten drin und DJ WERNER, der für legendäre Raves gesorgt hat.
    Später waren es gerne auch mal 3000…

  4. Toller Artikel!

    Schade, aber Altes geht und Neues kommt.
    Ich habe oft mit Freunden am Wochenende im Bistro gesessen, bevor es dann in den Ratinger-Hof ging…

    Diese Passage hatte wirklich etwas 🙂

  5. Was für eine einzigartige, halbseidene Kult-Passage und wie traurig die Schließung.
    Wer weiß denn noch, wie dieser superkultige Schuhladen hieß, der voll abgefahrene, heiße High Heels und Stiefel verkauft hat…mit so richtig anrüchigem Unterwelt-Flair?

  6. Ich erinnere mich noch gut an die MH-Passage! Ich habe dort ein Tatoo machen lassen. Der Tätowierer saß glaube ich im Rollstuhl. Kennt noch jemand den Namen des Ladens oder den Inhaber?

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