Aprather Mühle Düssel wandern

(#53) Ohne Schloss und ohne Klinik – aber mit Herbstlicht

in Bergisches Land/Natur/Wuppertal

Wie wir einen Gondelteich vermissen / Was nicht mehr ist und eine Touristenattraktion wäre / Und wie das Herbstlicht auf die Düssel scheint.

Das Auto auf dem Parkplatz vor der Gaststätte „Aprather Mühle“ abstellen. Einen Blick auf den an einem Wochentag im Herbst (natürlich) geschlossenem Außenkiosk des Lokals und ein Wanderweg-Info-Schild werfen. Und dann am Aprather Mühleteich entlang spazieren, dem Endpunkt unserer vorherigen Etappe.

Fragt man Tante Wikipedia, was hier so los ist, sagt sie:

Der nördlich vorgelagerte Mühlenteich, der vom Brucher Bach, einem Nebengewässer der Düssel, gespeist wird, hat eine etwa 1,3 Hektar große Wasseroberfläche.[2] Er ist Bestandteil des Naturschutzgebiets Aprather Mühlenteich, das weitere Bereiche, vor allem entlang der Düssel, umfasst und insgesamt rund 9 Hektar groß ist.[3]

„Früher gab es hier mal ein Schloss“, sagt mein bester Freund P., als wir am Ufer des Teichs entlang spazieren, die restaurierte Mühle links liegen lassen und vor einem Info-Schild stoppen.

Zu lesen: Im Schloss gab es ab 1902 eine Gastronomie, der angrenzende Mühlenteich wurde zum Gondelteich. Seit den 1960er Jahren stand es leer und verfiel.

„So ein Schloss an dieser Stelle – das wäre heute die absolute Sensation“, sagt P., während er den Rest der Gondel-Geschichte googelt. Denn ein Gebäude, das verfällt, muss ja nicht unbedingt verschwunden sein. P. findet schnell einen passenden Zeitungsartikel, und es kommt heraus: Die Mauern wurden in den 1980er Jahren abgetragen.

Als Bonus hier noch eine alte Postkarte:

Schloss Aprath Gastronomie 1911
Quelle: wuppertal-vohwinkel.net

Wie auf den Fotos zu sehen, ist heute ein „Indian-Summer-Tag“. Die Sonne bricht durchs Bäumedach, belichtet das Laub, und durch das Laub ist alles erleuchtet, irgendwie. Goldener Herbst.

Als wir die Düssel erreichen, halten wir uns rechts, spazieren flussaufwärts an ihrem Ufer entlang, lassen den Mühlenteich rechts liegen.

Die andere Uferseite ist recht steil. Die alten Bäume strecken ihre Wurzelzehen hangabwärts bis zum Wasser aus. An einer Steile plätschert die Düssel gebirgsbachig, dann fließt sie wieder ruhig, träge, und das warme Licht durchdringt das klare, dreißig Zentimeter tiefer Wasser bis zum mal sandigen, mal steinigem Boden.

Ich halte automatisch nach Fischen Ausschau, was meinem Begleiter natürlich sofort auffällt. Kommentar, als hätte er Ahnung: „Fische wirst du um diese Jahreszeit keine mehr sehen, die sind schon im Winterschlaf.“

Und so geht es weiter. Links das Wasser, rechts das Naturschutzgebiet, leicht sumpfig, in der Mitte der Waldweg. Herbstdach für Düssel-Flaneure.

Auch Manolo, der Hund meines besten Freundes, ist wieder mit von der Partie und macht einen kurzen Düssel-Ausflug.

Wir erreichen einen asphaltierten Weg, der die Düssel überquert. Der Weg hat einen erstaunlichen Namen: Klinik Aprath.

Klinik Aprath? Tante Wikipedia weiß nichts, aber Onkel Google führt uns zum Velbertwiki und zum Blog Rotten Places. Das 1910 gebaute Gebäude, das sich vermutlich am Ende des Weges befindet, ist bzw. war eine Klinik für Tuberkolosekranke und steht leer. Bei YouTube finden wir dazu ein beeindruckendes Drohnen-Video:

Für einen Klinik-Abstecher bleibt keine Zeit, weiter also an der Düssel entlang, diesmal verläuft der Weg am linken Ufer und steigt leicht an.

Nach rund 150 Metern schimmern hinter dem Flussbett Häuser durchs Blätterwerk, und dann ist der schmale Pfad zu Ende, und wir blicken auf weitläuf-hügelige Wiesen und Felder. Ein Schotterweg führt Richtung Düsselbett und zu einer kleinen Ansiedlung namens Schlupkothen: Alte Häuser, zum Teil mit Schiefer und Fachwerk, ein neues Haus ohne Fachwerk mit Düssel-Zugang.

Ein Smartphone-Blick auf Google Maps: Weniger als zwei Düssel-Kilometer und eine zu unter- oder überquerende Autobahn (535) blieben uns noch bis zur Quelle. Schluss für heute.

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