Warum die beste Freundin von Klugscheissern Wikipedia heißt / Wie mein bester Freund P. und ich zum ersten mal getrennt flanieren / Und wie Fische in einem “Arbeiterviertel” leben.
Was ist ein Düker? Mit dieser – mehr oder weniger – offenen Frage sind wir gegen Ende der letzten Etappe auseinander gegangen. An der Werstener Dorfstraße – dort, wo die Düssel am Rande des Autobahntunnels in einer langen Röhre verschwindet, sich ein zwei Arme teilt. Einer heißt fortan Brückerbach, der andere – unser Flüsschen! – behält seinen Namen, muss aber irgendwie die Autobahn über- bzw. unterwinden.
„Und? Hast du recherchiert, wie genau ein Düker funktioniert?“, fragt mein bester Freund P., der meine Antwort („Nein, hatte keine Zeit!“) schon bevor ich den Mund aufmache, aus meinem Gesicht abliest, und parallel das Wort „Düker“ in sein iPhone tippt. „Na, dann fragen wir mal unsere gute Freundin Wikipedia …“
Wikipedia sagt:
Ein Düker (niederdeutsch, entspricht niederländisch duiker, „Taucher“) ist eine Druckleitung zur Unterquerung einer Straße, eines Tunnels, eines Flusses oder von Bahngleisen etc. (…)Im Düker kann die Flüssigkeit das Hindernis überwinden, ohne dass Pumpen eingesetzt werden müssen. Dabei nutzt man das Prinzip der kommunizierenden Röhren, wonach sich Flüssigkeiten in miteinander verbundenen Röhren stets auf das gleiche Niveau einpegeln. Fließt nun auf einer Seite immer neue Flüssigkeit hinzu, so erreicht sie auf der anderen Seite dasselbe Höhenniveau und kann fast ohne Höhenverlust dort weitergeleitet werden. (…)
„Hm“, mache ich, „so richtig verstehe ich das nicht. Aber anscheinend können Fische durch den Düker hindurchschwimmen, sonst hätten die Stadt h:ier vor dem Röhreneingang nicht die Fischtreppe gebaut. Wobei: Wahrscheinlich richtet sich die Fischtreppe sowieso nur an Fische, die aus Rhein kommend den Brückerbach stromaufwärts schwimmen.” P. und ich haben schon bei der ersten Düssel-Flaneur-Etappe festgestellt: Die Rhein-Mündung der südlichen Düssel ist für Fische unpassierbar …
Nach einem Blick auf Google Maps beschließen wir ein kleines Experiment: Mein bester Freund P. wird der Düssel am rechten Ufer folgen, ich am linken, und in ein paar Hundert Metern treffen wir uns auf der Brücke, die auf der Karte eingezeichnet ist.
Ich spaziere los, finde ich eine halb zugewachsene und dadurch nicht offiziell wirkende Treppe, die mich direkt an den Rand des mit Gestrüpp und Brennnesseln zugewachsenen Ufers führt. Vor dem Eingang zur Fischtreppe am anderen Ufer kreisen drei Enten sowie einige größere Fische, die aussehen wie Karpfen. Ich folge dem Fluss über einen schmalen Trampelpfad. Mein Blick fällt auf die Jugendstilbauten der Werstener Dorfstraße. Fenster mit Düsselblick. Hoffentlich wissen, die Bewohner dieses Privileg zu schätzen! Oder jammern die etwa – zum Beispiel über den Geruch (ich rieche nichts!) oder die Ratten (noch keine gesehen!)? Nein, Quatsch! Böse Unterstellungen! Wer hier schon länger wohnt, der weiß: Seit die Autobahn unter der Erde verläuft, ist alles besser.
Ich passiere ein Warnschild, auf dem ein Männchen von einer Flutwelle überrollt zu werden droht. Schwer vorstellbar, dass das gemächlich dahin fließende Düsselwasser sich zu einen gefährlichen Strom aufschaukelt.
Weiter, begleitet von einer Gruppe Enten. Und plötzlich tummelt sich im Wasser ein recht großer Schwarm der gleichen Fische, die ich weiter flussabwärts bereits nahe der Röhre beobachtet habe. Ich mache mit meinem Smartphone Fotos und ein Filmchen. Ob einer der Leser die genaue Fischart bestimmen kann? Wahrscheinlich sind die Aufnahmen nicht präzise genug.
Noch ein Stück weiter, und schon ist die Düsselbrücke mit ihrem knallgelben Geländer erreicht. Linkerhand führt sie auf den Tunneldeckenpark, rechts nach Wersten. Ich warte in der Mitte, blicke zurück auf das Ufer, an dem ich entlang flaniert bin.
Keine Spur von P. Erst fünf Minuten später trudelt er ein. „Ich war schon vor fünf Minuten hier, aber du warst noch nicht da, also bin ich noch ein wenig durch die Gegend spaziert“, sagt er. „Ich konnte nicht direkt am Ufer entlang spazieren, also bin ich einfach der Straße gefolgt.“ P. zeigt Fotos von: Einem Garagentor mit Handwerker-Streetart, einer Hausecke mit Pinguin-Streetart und einem Friseurladen namens „Schön Haarig“.
„Na, das sind ja sensationelle Erlebnisse“, sage ich. „Dafür habe ich immerhin die größten Fische gesehen, seit wir unser Flüsschen begleiten.“
„Hast du dich wohl gefühlt ohne mich?“, fragt P.
„Nicht unwohl“, sage ich. „Natur ohne Gelaber, das hat was.“
„Schönes Schlusswort“, sagt P.