Eine (gar nicht so) kurze Jahres-Zwischenbilanz: Die WZ-Kolumne, der Blog-Endspurt zur Düssel-Quelle, eine Lesung beim Literaturfestival. Und mehr …
Im August 2020 ist meine im Juli 2018 gestartete und an mein Blog Düssel-Flaneur angelehnte Kolumne zum letzten Mal erschienen. Grund sind die lange geplanten und seit 15. August nun endgültig umgesetzten Umstrukturierungsmaßnahmen bei der Westdeutschen Zeitung: Der Lokalteil Düsseldorf wird neuerdings von der Rheinischen Post beliefert. Kurzum: Die WZ Düsseldorf gibt es noch, die Düsseldorf-Redaktion in der bestehenden Form gibt es nicht mehr.
Rückblickend ist das Experiment einer von diesem Blog inspirierten Zeitungskolumne sehr erfolgreich verlaufen, und auf diesem Weg möchte ich mich noch einmal bei Redaktionsleiter Christian Herrendorf für das Vertrauen und die großartige Zusammenarbeit bedanken. Ich hatte selten so viel Schreibspaß wie bei den 26 Themen, die wir im Rahmen der Kolumne umgesetzt haben. Einen Überblick über die im Anschluss erwähnten und alle weiteren Düssel-Flaneur-Kolumnen aus der WZ findet Ihr hier, inklusive Links zu den Online-Versionen.
Besonders gefreut habe ich mich auch über den „Guten Morgen“-Text vom 14. August, in dem der WZ-Redaktionsleiter mich gemeinsam mit Hans Hoff nannte, der ebenfalls eine Kolumne für die WZ schrieb und dessen Texte ich schon als Jugendlicher und Student in der Rheinischen Post verfolgt hatte:
(…) die nächsten Seiten sind etwas Besonderes, weil erstmals unsere beiden Kolumnisten Hans Hoff und Sebastian Brück in einer Ausgabe erscheinen. (…) Sebastian Brück schreibt das Blog Düssel-Flaneur und hat dafür einen Ich-Erzähler geschaffen, der nicht er ist und der mit seinem fiktiven Freund P. an der Düssel spazieren geht. Diese beiden tollen Figuren tauchen auch in seinen Kolumnen für unsere Zeitung auf, zudem entwickelt Sebastian unaufhörlich neue Erzählansätze, die es so noch nicht gab. (…)
Düsseldorf in Köln und Argentinien
Durch die Kolumne habe ich meine Stadt selbst besser und aus neuen und überraschenden Perspektiven kennengelernt: Zum Beispiel in Brasilien, Südafrika, den USA, Frankreich, Spanien und England nach Düsseldorf benannte Straßen entdeckt – außerdem nach Düsseldorf benannte Hotels bzw. Bäckereien in Argentinien, Chile und Venezuela. Auch meine Geburtsstadt war öfter ein Thema: Ich habe in Leichlingen einen Ort gefunden, von dem man sowohl Köln, als auch Düsseldorf am Horizont sehen kann – ebenso wie einen Hügel in Düsseldorf, von dem der Fernblick bis Köln reicht. Und letztens habe ich auch noch eine Radtour gemacht, bei der man nur 26 Minuten von Düsseldorf bis Köln braucht.
Netflix, Mal Sondock und Heino
Auch die erste in Düsseldorf gedreht Netflix-Serie, die in Düsseldorf kaum einer kennt, war ein Thema. Dazu kam eine Hommage an den besten Radio-Moderator aller Zeiten, den US-Amerikaner Mal Sondock („Mal Sondocks Hitparade“), den in meiner Generation „alle“ kennen und hörten und der nach seinem Rausschmiss beim WDR in den 1980ern ein Steakhaus an der Schadowstraße betrieb. Den bekanntesten Oberbilker aller Zeiten, Heino, habe ich wiederum bis zu seinem Auftritt in Venlo verfolgt, gedrängt von der Frage, wie es sein kann, dass Niederländer deutsche Volksmusik mögen.
Stern-Verlag, Mata-Hari-Passage, Monkey´s Island
Hinzu kamen Texte über prägende Geschäfte und Erinnerungsorte, die verschwunden sind und bei vielen Düsseldorfern positiv-nostalgische Erinnerungsstürme auslösen: Der Stern-Verlag, das Funkhaus Evertz, Spielwaren Lüttgenau, die Mata-Hari-Passage, die Philipshalle. A propos Erinnerungssturm: Ohne, dass es geplant war, schrieb ich in lockerer Folge eine Art Chronik des Düsseldorfer Nachtlebens. Es begann mit einer Hommage an die Bhaggy Disco. Diese avancierte auf facebook zum Text mit den meisten Gefällt-mir-Klicks, den ich jemals geschrieben habe (rund 8600).
Und nach der großen Resonanz auf die Bhaggy-Kolumne ging die Nachtleben-Chronik weiter mit dem 90er-Jahre-Nachtleben an der Grünstraße (Citrus, Cafe Green, La Rocca und Co) sowie der Nuller-Jahre-Szene am Medienhafen (Monkey´s Island, mk2, 3001, The Room etc.) An dieser Stelle noch einmal einige „historische“ Monkey´s-Island-Fotos aus dem Jahr 2004 (vermutlich an einem eher kalten Herbsttag gemacht), für die in der WZ-Kolumne kein Platz mehr war, mit Dank ans Stadtarchiv Düsseldorf.
Die Kolumne über Monkey´s Island, mk2, Harpune und Co gehörte zu den meistgeteilten und meistgelesenen der Düssel-Flaneur Kolumnen (mehr als 1700 Likes auf facebook). Sie löste sogar so eine Euphorie aus, dass zwischenzeitlich bereits in der Schublade wartende Pläne für ein Monkey´s-Revival im Medienhafen wieder im Gespräch waren, u.a. hier nachzulesen.
Und auch in meiner letzten Kolumne für die WZ ging es noch einmal um Ausgehorte, die diese Stadt geprägt haben und von vielen erinnert werden. Diesmal reicht der zeitliche Fokus von Mitte der 1980er bis Anfang der 1990er: die Kneipenszene an der Liefergasse (Wolke, Kneipe) und der (für viele) legendäre donnerstägliche „Schwoof im ZAKK“, feat. der inzwischen längst stadtbekannte DJ Theo Fitsos, der sowohl in der Wolke, als auch im ZAKK für die Musik sorgte.
Immerhin: Nach dem Ende der Kolumne werden in Zukunft nun wieder öfter „reguläre“ Blog-Folgen auf dem Weg zur Düssel-Quelle erscheinen – gemäß dem Ziel, mit dem Düssel-Flaneur 2014 an den Start ging: die Düssel von ihrer Mündung in den Rhein bis hin zu ihrer Quelle im Bergischen Land zu verfolgen. Ein Überblick über die Etappen: hier. Aktueller Standort: am Aprather Mühlenteich.
Ach ja, so zufällig wie passend zum Auslauf der Kolumne habe ich am 4. September 2020 in einer Lesung die bei facebook „erfolgreichste“ der 26 WZ-Kolumnen „live“ präsentieren dürfen: „Hommage an Düsseldorfs Bhagwan Disco“. Die Lesung wurde vom Literaturbüro NRW organisiert und war Teil eines neu aufgelegten Lese-Festivals mit je drei Autoren an fünf unterschiedlichen Locations: „1. Nacht der Düsseldorfer Literatur“. Neben meiner Wenigkeit lasen in der Destille in der Carlstadt der Krimiautor Horst Eckert und die Schauspielerin und Kolumnistin Mareile Blendl. Als zweiten Text habe ich dort (wie schon in einer Lesung 2018) meine Begegnung mit dem „Stoffeler Kamm“ vorgestellt.
In der Nachlese zur Lesung schrieb die WZ: „(…) Zum Abschluss der ersten „Nacht der Düsseldorfer Literatur“ stand in der Destille das „Zuhause“ im Mittelpunkt der Texte von Schauspielerin Mareile Blendl und Journalist Sebastian Brück, die beide Kolumnen und Blogs über ihre Heimatstadt schreiben. Während Blendl nach ihrem Zuzug mit ihr anfangs noch etwas fremdelte, ist der „Düssel-Flaneur“ Brück ein echter Bilker, der zusammen mit den Gästen in Jugenderinnerungen mit Bhaggy-Disco und angesagten Bands der 1980er/1990er schwelgte. Düsseldorf kann auch Schauplatz für spannende Polit- und Wirtschaftsthriller sein, zumindest wenn Horst Eckert die stets gut recherchierten Plots dafür ersinnt. (…)“
Nicht zu vergessen: Kultur.West (Magazin für Kunst und Gesellschaft in NRW) stellte im Rahmen seines Schwerpunktthemas „Nah am Wasser“ sowohl in der Print-, als auch in der Online-Ausgabe mein Blog unter der Überschrift „Der bekannteste unbekannte Fluss Deutschlands“ vor, als einen von mehreren Literaturtipps.
Der Text:
Sebastian Brück spaziert seit 2014 in Etappen von der Mündung bis zur Quelle an der Düssel entlang und dokumentiert die Spaziergänge in seinem Blog in Wort und Bild. Richtig näher gekommen ist er seinem Ziel noch nicht – aber darum geht es gar nicht. Es zählen die kleinen Beobachtungen am Rande und die Gespräche mit dem besten Freund P. Im Dialog vermitteln sie viel Wissenswertes über Flüsse im Allgemeinen und die Düssel im Speziellen, nehmen aber auch Bezug auf aktuelle Ereignisse und ihre Lebenssituation. Eine Entschleunigung mit viel Ironie und Humor für die im besten Sinne gilt: Der Weg ist das Ziel.
[…] ich später als junger Journalist bewundert hatte (noch ahnte ich nicht, dass sich unsere Wege mal bei der WZ kreuzen würden). Auch der Name Thommie Bayer, von dem ich mehrere Bücher gelesen hatte (u.a. „Das Herz ist eine […]