Wie wir von Gruiten-Dorf aus düsselaufwärts spazieren. Wie wir zwei Straßen mit „Düssel“ entdecken. Und wie wir die Grube 7 verpassen.
Viel zu wenig Zeit. Viel zu wenig Zeit, um zu schreiben. Viel zu wenig Zeit, um Sport zu machen. Viel zu wenig Zeit für dieses Blog. Viel zu wenig Zeit für den Weg bis zur Düssel-Quelle.
Endlich haben mein bester Freund P. und ich es wieder geschafft, eine gute Stunde gemeinsame „Düssel-Zeit“ aus unserem gnadenlos-perfekten Familie-Arbeit-Supervater-Alltag heraus zu operieren. Eine Spontan-OP: morgens entschieden, mittags umgesetzt. Wir stellen den Wagen am Ortseingang-Parkplatz von Gruiten-Dorf ab (Pastor-Vömel-Straße / Ecke Mettmanner Straße). Ein Orientierungsblick auf das Schild mit der Übersichtskarte. Los geht´s!
Zunächst durch den Ort. Wir haben es ja schon in der vorhergehenden Blog-Folge angedeutet: Ein schöneres Dorf als Gruiten-Dorf ist in NRW schwer vorstellbar. Jetzt, unter der Woche gegen Mittag, ist es sehr ruhig. Keiner auf der Straße. Fachwerk trifft Schiefer trifft Kopfsteinpflaster. Überall Infoschilder zur Dorfgeschichte. Und die kleine Schwester der Düssel, die passenderweise Kleine Düssel heißt und an der Dorfkirche St. Nikolaus entlang plätschert.
Da, wo sie auf die „große“, die „richtige“ Düssel trifft, liegt der „offizielle“ Startplatz für die heutige Etappe. Also: der Ort, wo wir bei der letzten Etappe geendet sind. Inzwischen ist die an unser Flüsschen angrenzende Außenterrasse des Lokals Im Wiedenhof mit Tischen und Bänken ausgestattet. Direkt am Zusammenfluss von Düssel und Kleiner Düssel. Für Düssel-Flaneure: Ein Traum! Hier müssen wir mal hin. In Ruhe, zum Essen, also nicht heute (mal ganz abgesehen davon, dass mittags nur am Wochenende geöffnet ist).
„Eigentlich eine Schande, dass man sich als Flaneur beeilen muss“, sagt mein bester Freund P. „Flaneuren ist es strengstens verboten, sich zu beeilen.“
„Das hast du schon mal gesagt in diesem Blog, vor ein paar Monaten“, sage ich.
Wir einigen uns (wie immer) auf die Devise: Gezielt treiben lassen.
Links der Düssel biegen wir in eine Straße namens „An der Düssel ein“. Die Düssel circa hundert Meter entfernt, sich an einer Wiese entlang schlängelnd. Eine leichte Steigung – und schon sind wie wieder an der Mettmanner Straße. Wir suchen eine Lücke im Landstraßenverkehr, huschen rüber.
„Am Steinbruch“ – so heißt der asphaltierte Weg, auf dem wir nun spazieren. Dass rechterhand ein Bagger auf einem Haufen aus Schutt und Steinen thront, ist natürlich ein Zufall.
Wo ist die Düssel? Schnell haben wir sie gefunden, den zweihundert Meter weiter unterfließt sie „Am Steinbruch“. Mein bester Freund P. gibt mit einem Blick auf Google Maps die Marschroute vor: „Wenn ich das richtig sehe, können wir eine Art Rundweg machen: erst am linken Düssel-Ufer entlang, dann am rechten zurück.“
Ich glaube so vielen (äh, zwei) Straßennamen, in denen das Wort „Düssel“ vorkommt, sind wir auf unseren An-der-Düssel-Etappen noch nie begegnet. Die aktuelle „Kandidatin“ heißt: „Düsseler Mühle“.
Die „Düsseler Mühle“ verläuft in 10 bis 15 Meter Entfernung parallel zur Düssel. An die kommt man allerdings kaum ran, und nur ab und zu öffnet sich das Busch- und Astwerk. Inoffizielle Badestellen für Hundehalter bzw. ihre Hunde. Da P.´s so blinder wie wasseraffiner Terrier Manolo auch diesmal wieder mit von der Partie ist, gibt’s ein kurzes Hunde-Bad in der Düssel.
Weiter die Düsseler Mühle entlang. Feldweg mit Feldblick. Irgendwann, es geht leicht bergauf, passieren wir rechts einiger Häuser.
„Ist das die Düsseler Mühle?“, fragt mein bester Freund P.
„Egal“, sage ich mit einem Blick auf die Uhr. „Wir haben noch 25 Minuten, und ich muss gleich zu einem Termin“.
„Stress-Flaneur“, sagt P.
„Andere flanieren vom Kühlschrank zum Wohnzimmer“, sage ich.
„Na, dann Herzlichen Glückwunsch“, sagt P.
„Das muss die Düsseler Mühle sein“, sage ich.
Es geht bergab. Und eigentlich müssten wir gleich – im Neandertal, das an dieser Stelle kein richtiges „Tal“ mehr ist – wieder auf die Düssel treffen, die sich zwischenzeitlich aus unserem Blickfeld verabschiedet hat.
Und tatsächlich: Nachdem wir eine Pferdekoppel links liegen gelassen haben, stoßen wir auf eine Düssel-Brücke. Die Düssel: grünlich schimmernd, träge fließend – als sei sie etwas weiter flussabwärts aufgestaut worden. Einige Fotos später ist klar: Genau an dieser Stelle ist Schluss für heute und wird es nächstes Mal weitergehen. Hier, an dieser scharfen Kurve, folgen wir nicht der Straße „Zur Düsseler Mühle“, sondern einem schmalen Pfad, der sich auf der anderen Uferseite nach oben in den Wald schlängelt.
Tatsächlich ist der Pfad nur eine Art Zubringer. Er bringt uns auf einen Waldweg, der parallel zur etwa zehn Meter liegenden Düssel flussabwärts verläuft. Geradeaus. Wir sind auf dem Rückweg.
Rechts schimmert bräunlich der (vermutlich mit Hilfe von Düssel-Wasser) aufgestaute Teich zwischen den Bäumen hervor, den mein bester Freund P. bereits auf Google Maps identifiziert hat. Wir sind auf der Zielgeraden, die kurz darauf ihr Gesicht von „waldig-matschig“ auf „breit-asphaltiert“ ändert. Eine Schranke, ein Schild mit Infos zum ehemaligen Kalksteinbruch „Grube 7“, von dem wir schon viel gehört haben. Aber: Keine Zeit mehr, der Alltag ruft. Ausflaniert.
„War ja nicht besonders lustig heute“, sagt mein bester Freund P.
„Alter, wir sind doch keine Komiker“, sage ich.
„Und schon gar keine Stand Upper“, sagt P.
„Ach komm, dann geh doch nach Nicaragua, Papayas züchten„, sage ich.
Einige Abschiedsfotos auf dem Weg zum Auto. Der Blick von der Düssel-Brücke Mettmanner Straße. Tschüss, bis zum nächsten Mal!
[…] egalisieren wir heute einfach das Motto der vorhergehenden Etappe: Gruiten mit Grube“ statt „Gruiten ohne Grube“. „Wie jetzt?“, fragt mein bester Freund P., der offenbar nicht mit meinem Sinneswandel gerechnet […]