Stippelsmühle Wülfrath Düssel
Die Stippelsmühle an der A535

(#55) Die Kathedrale neben der Düssel

in Bergisches Land/Natur/Wuppertal

Wie wir über eine ehemalige Bahntrasse spazieren / Wo die Düssel an einer Kathedrale vorbeifließt / Und wie wir den „Endspurt“ zur Düssel-Quelle in die Länge ziehen

Das kleine Fachwerkhaus unter der großen Autobahnbrücke: So geht es los, nicht mal 1000 Meter Luftlinie von dem Ort entfernt, den wir 2014 als Ziel auserkoren haben. Im Jahr 2021 werden wir die Düssel-Quelle ganz sicher erreichen – heute allerdings noch nicht. Vielleicht werden mein bester Freund P. und ich den „Endspurt“ sogar in zwei bis drei weitere Episoden aufspalten. Dieses Blog hat keine Eile. Wobei: Irgendwie schon.  Manchmal und ein Bisschen. Nämlich, wenn wir – wie gerade – maximal eine Stunde Zeit haben für unsere Blog-Ausflüge.

Wir biegen also von der Koxhof genannten Landstraße, wo wir geparkt haben, in einen namenlosen asphaltierten Weg ein. Vor uns das Fachwerkhäuschen aus dem Jahr 1774 direkt am Düssel-Ufer: Das ist die ehemalige Mühle, an der wir bei unserer vorhergehenden Etappe umkehrten und deren Namen wir inzwischen recherchiert haben: Stippelsmühle. Tatsächlich handelte es sich um die erste Mühle am Düssel-Lauf auf dem Weg Richtung Rhein. Die Düssel kreuzt den Weg, verschwindet danach flussaufwärts in einem nicht begehbaren grünen Dickicht – moosgesäumt. Auf Google Maps haben wir bereits geplant, wie wir unserem Flüsschen folgen können: Vorbei am Mühlenteich zur Linken, unter den Autobahnstelzen hindurch. Auf der anderen Seite der Autobahn verläuft eine Panorama-Radweg-Trasse. Die müssen wir erreichen.

Wir durchqueren einen Tunnel und spazieren den Feldweg entlang und als nach 30 oder 40 Metern der erwartete Radweg nicht auftaucht, drehen wir uns um und finden den „Fehler“: Die Panorama-Trasse verläuft höhergelegt, wir haben sie soeben unterquert, und dorthin zu gelangen, müssen wir einen schmalen, nicht-offiziellen Trampelpfad nehmen.

Ein Fachwerkhausblick unter einer Autobahnbrücke: Das gibt’s vermutlich eher selten. Am Autobahnbrückenpfeiler: Street Art. Auf Wikipedia lernen wir:

„Der Panoramaradweg Niederbergbahn ist ein 2011 hauptsächlich auf der Trasse der 1999 stillgelegten Niederbergbahn eingerichteter Radwanderweg. Der etwa 39,5 km lange Radweg verbindet den Ruhrtalradweg bei Essen-Kettwig über Heiligenhaus, Velbert, Wülfrath, Wuppertal und Haan mit der Trasse der Korkenzieherbahn in Solingen.“

Vorbei an einer Engstelle folgen wir der Radfahrtrasse, die zunächst die Autobahn unterquert und dann parallel zu ihr durch ein Wäldchen verläuft. Nun entdecken wir auch die Düssel wieder. Etwa zwanzig Meter unter uns im Tal schlängelt sie sich an den Gartenenden einer Reihenhaussiedlung vorbei.

Kurz nach einem Info-Schild, das über die Waldeidechse aufklärt, wechselt die Düssel die Seite, unterquert die Fahrradtrasse.

Wir erreichen das ehemalige von August Thyssen gegründete Kalkwerk Schlupkothen mit seiner „Kathedrale“, in dem heute ein Kommunikations-Center untergebracht ist. Normalerweise finden hier Konzerte und Kulturveranstaltungen statt.

Wir durchqueren das Gelände: Wo ist die Düssel? Wir finden sie wieder. Sie verläuft zwischen dem Ex-Kalkwerk und der A535 durch den Wald. Wir folgen ihr über einen durch rotweiße Pöller markierten Pfad. Gegen Ende des durch einen Zaun vom Weg getrennten Kalkwerk-Geländes rückt die Düssel näher heran. Ein paar Fotos – und dann der Entschluss: Das war´s für heute, zurück zum Auto, allerdings über die Landstraße.

Dabei machen wir noch einige Fotos, unter anderen eines der auf einer weithin sichtbaren Anhöhe gelegenen Dorfkirche St. Barbara. Weißer Anstrich, schiefergedeckt. Mein bester Freund P. glaubt,  sie schon mal von „oben“, auf der Autobahn fahrend, gesehen zu haben. Die Kirche ist übrigens seit einiger Zeit außer Betrieb gesetzt und soll verkauft, sprich anderweitig genutzt werden.

Schließlich noch eine Entdeckung: Bei unserem ersten Besuch hier fielen uns zwei Männer auf, die auf einer von der Düssel flankierten Wiese Messungen durchführten. Jetzt wissen wir, warum: Auf einer Hauswand prangt ein Werbeplakat für das offenbar bald auf eben dieser Wiese entstehende Neubauprojekt „Gut Koxhof“. Motto: „Ihr Wohnraum in den Düssel-Auen“.

„Die haben vergessen den beruhigenden Klang der Autobahn zu erwähnen“, sagt mein bester Freund P. und grinst, und dann steigen wir ins Auto und fahren Richtung Düsseldorf.
„Ob das wohl unsere kürzeste und dialogärmste Blog-Folge aller Zeiten wird?“, frage ich.
Mein Begleiter macht eine „So ist das eben“-Handbewegung. Und dann schießt er – heute der Beifahrer – auf dem Rückweg noch ein Drive-by-Foto der Wehranlage von Schloss Aprath. Die hatten wir nämlich damals „unterschlagen“, also übersehen, und jetzt ist sie der „Bonus-Track“ der heutigen Folge.

 

 

 

 

 

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